Sagres [Algarve, Portugal]

Im Ort Sagres gibt es nichts anderes, als einen riesigen Parkplatz, eine Festung, einen Strand. Also zumindest gefühlt. Das ist nämlich alles, was wir am Nachmittag und Abend hier sehen. Für 3 € Eintritt testen wir die Festung dann auch noch einmal auf ihr Können. Nach der Festung in Elvas, kann diese hier allerdings nichts. Außer halt ihr Standort am Meer und dieser kleine nette Leuchtturm. Nicht zum ersten Mal schießt mir die Frage in den Kopf, wieso sich Menschen nicht benehmen können. Alle Anstandsregeln sind wieder einmal ausgestellt, man ist ja schließlich im Urlaub. Da wird einfach hinter der Begrenzung auf den Klippen geturnt. Mit kleinem Kind. Wieder war das Foto wichtiger als der Nachwuchs.

Am nächsten Morgen sind wir um 7:30 Uhr am Leuchtturm Sao Vicente. Schon von weitem sehe ich die Camper hinter dem Verbotsschild. Ach, schön, das sind ja die Slowaken von gestern, die auf dem anderen Parkplatz schon ihre Möbel vor die Tür gestellt haben. Hier fühlen sie sich wohl besonders unbeobachtet: Zeltchen aufgebaut, Hund streunen lassen und die Drohne surrt auch schon über meinem Kopf. Wohin mit meiner Angefressenheit? Die Wut muss irgendwo hin. Da hilft nur aufs Meer schauen. Die Wellen an den Klippen brechen hören und die Gedanken mit dem Wind treiben lassen.

Wer früh aufsteht hat auch viel Zeit. In unserem Fall also noch den ganzen Vormittag. An der Küste lassen wir uns von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt, zu geheimen Surfercamps und vorbei an der wachsamen GNR treiben. Der Boden ist hier, wie eigentlich überall in den letzten Wochen, vertrocknet und aufgeplatzt. Wie eine Wunde schaut es aus. Einige Pflanzen halten sich dennoch wacker. Der Regen wird vermisst.

An den belebten Touristenorten frage ich mich immer häufiger, wieso die Natur nicht mehr Schutz erfährt. Früher klang es in meinen Ohren immer seltsam wenn mein Opa gesagt hat, dass der Ort auch nicht mehr so schön ist wie früher. Neulich hörte ich es zum ersten Mal von einem Freund: Wien ist auch nicht mehr das, was es mal war. Wie lange kann ein Ort, eine Landschaft, die Natur also den Menschen stand halten, bevor er sich immer mehr zum Schlechten verändert? Bevor er platt gemacht wird, bebaut wird, überrannt wird, bevor ich sagen werde: Hier war es früher mal schön. Immer wenn ein Stück Küste genommen wird, immer wenn die Klippe bricht, meine ich auch mein Herz ein kleines Stück brechen zu hören – vielleicht klingt da auch das Echo des Herzens der Natur nach.

2 replies to “Sagres [Algarve, Portugal]

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