Willkommen hier

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wenn wir hundert Mal an einem Kiosk vorbeifahren, vor dem ein Baum steht, dann finden wir es kahl, wenn er plötzlich weg ist. Wenn wir jeden Tag mit einer guten Freundin telefonieren, dann fühlt es sich komisch an, wenn sie plötzlich im Urlaub ist. Wenn wir Montags und Donnerstags zum Sport gehen und dann irgendwann mal Mittwochs, dann ist unser Körper noch nicht regeneriert.

Meine Gewohnheit ist aus dem Gleichgewicht gerissen. Die Stadt kenne ich seit Jahren. Meine alten Schulfreunde und seit kurzem-erst-Freunde sowie meine Familie wohnen um die Ecke. Deswegen fühlt es sich ganz merkwürdig an, jetzt hier zu sitzen. Es ist nicht gewohnt hier zu wohnen. (Hat gewohnt was mit wohnen zu tun?) Es ist nicht gewohnt hier in diese Straße einzubiegen, wenn ich nach Hause will. Es ist nicht gewohnt von hier aus zur Arbeit zu fahren.

Ein Einzug in eine neue Wohnung, das bedeutet Chaos. Dieses Tohuwabohu ließ sich etwas dadurch reduzieren, dass ich die wohl besten Helfer weit und breit hatte. Organisiert, fähig in allen Notsituationen. Vor allem, wenn es darum ging, mich und meine aufkommende Panik zu beruhigen. Gold wert, das sind sie, meine Freunde und auch meine Familie. Hand in Hand gearbeitet und angepackt, wo es nur ging. Da fühlte sich der Umzug in den 3. Stock ohne Fahrstuhl nur noch halb so schwierig an.

Und dann ist da dieser erste Moment, der in dem man ganz alleine in der Wohnung steht. Ich vermute er ist ausschlaggebend für die weitere Zeit, die man hier verbringt. In Fulda fühlte es sich nicht richtig an. Ich war nervös, aufgeregt und vor allem ganz schön einsam in einer ganz fremden Stadt. So waren dann auch die 3 Jahre, die ich dort verbrachte. Gestern allerdings fühlte sich das gar nicht so an. Ich stapfte die Treppenstufen hoch, stand im dunklen Wohnzimmer und schaute auf die Fenster meiner Nachbarn. Mein einziger Gedanke war: Meine beste Freundin wohnt direkt um die Ecke, meine Lieblingsbar und mein Lieblingscafe sind mit zweimal hinfallen erreicht und wie zum Teufel soll ich jemals dieses Chaos im Wohnzimmer beseitigen?

Ich freute mich. Ich freue mich immer noch. Darauf, wenn endlich alle Kartons ausgepackt sind. Darauf, nach einem Barabend mal nicht noch 3 km Fahrrad fahren zu müssen. Darauf, dass ich freitags zum Kuchenessen trotzdem nach Hause fahren werde. (Ja, ich habe wieder zwei Zuhause. Aber dieses Mal fühlt es sich wesentlich besser an.) Darauf, endlich zu erfahren wer gegenüber wohnt, Besuch zu empfangen, mit Freunden zu kochen, eine Einweihungsparty zu feiern. Hoffentlich enttäuscht mich das gute Gefühl nicht.

13 replies to “Willkommen hier

  1. Ich hoffe du meinst mich mit „wohnt direkt um die ecke“ denn das tue ich 🙂
    wer die coolen Nachbarn mit dem verrückten topf-verhalten sind, finden wir raus!
    einweihungsparty wird geplant!
    Kochabende werden ständig stattfinden!

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  2. Von Herzen, liebe Ines: Willkommen in Deiner neuen Wohnung, am neuen Ort! Leb‘ Dich gut und schnell ein dort, fühl Dich nicht nur, sondern sei dort daheim, hab‘ ganz viele glückliche, beschauliche, fröhliche und erholsame Momente dort.

    In diesem Sinne ganz liebe Grüße genau dorthin, an Dich!

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  3. Ich mag auch schon soweit sein ._.

    Aber ich bin mir bei dir ganz sicher, dass all diese Freude in deinem Bauch noch viel mehr wird, wenn erst einmal alles da ist, wo es hingehört und dein neues Zuhause sozusagen vollständig ist. Ich denke auch nicht, dass dich dieses gute Gefühl enttäuschen wird, denn zu Anfang gleich ein gutes Gefühl zu haben ist meist doch eher ein wirklich gutes Zeichen. Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute und ganz viel Freude! (:

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    1. Die Vorfreude ist mit die schönste Freude. Ich hoffe, dass es bei dir dann auch alles so reibungslos klappt und dass dieser Moment des soweit seins, schnell kommt. (:

      Vielen Dank, du Liebe!

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  4. Ich bin heute wie sonst immer aus dem Bahnhof raus nach rechts gelaufen, dabei stand das Auto heute links..und ich hab kurz vorher im Zug noch daran gedacht..soviel zum Thema Gewohnheit :))

    Oh wie schön 🙂 Ich freue mich für dich mit und bin gespannt auf deine Geschichten (:
    Das Elternhaus bleibt ja immer auch ein bisschen zu Hause..aber umso besser, dass du dann nicht erst tausend Klamotten in die Tasche packen musst, sondern einfach nur um die Ecke läufst :yes:

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    1. Immer wieder das Gleiche. Man wundert sich am Ende doch wieder, wieso es nicht wie gewohnt ist. 😀

      Danke dir! (:
      Das bleibt es auf jeden Fall. Werde ja auch ganz sicher öfters mal vorbeifahren, um zu schauen, was bei denen so los ist. 🙂

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