Die Schweiz

Die Schweiz. Ich liebe es hier. Eins der Länder, in denen ich bisher selten war und mich trotzdem immer zuhause gefühlt habe. Es ist eine unstillbare Sehnsucht nach diesem Land. Die Berge sind hoch, das Gras grüner und die Menschen ziemlich freundlich. Ich freue mich auf weitere drei Tage wandern und wenn das Wetter mitspielt, schwimmen im Walensee.

Es ist 22:00 Uhr, wir liegen im Bett eines Hotels. Unser Wecker ist auf 6:00 Uhr gestellt. In diesem Hotelzimmer stapeln sich unsere Rucksäcke und etliche Jutebeutel. Warum wir hier sind und nicht im Bus? Also gut, nochmal zu unserer Anreise zurück.

Mautstraße ist nur was für reichere Menschen. Lass uns doch die längere Strecke durch die Berge nehmen. Da habe ich – mal wieder – nicht richtig nachgedacht. Es ist eine herrliche Fahrt. Ich liebe die Aussicht auf die Berge, aber Ernie hasst die Schweizer Berge. Er hasst die Pässe. Er hasst die steilen Straßen. Unser Bus qualmt und wir kriechen im Schneckentempo voran. Hinter uns eine Autoschlange. Die Öllampe und die Tankanzeige spielen komplett verrückt. Ich spiele beinahe mit verrückt, aus Sorge um unseren alten Herren.

Beim zweiten Pass, inmitten des Örtchen Savognin, passiert es dann: Wir fahren mal wieder an einem steilen Berg an. Die Kupplung quietscht, es stinkt mit jedem Meter mehr. Erst versuchen wir uns einzureden, dass das nicht unser Bus ist. Wir geben schnell auf und sehen ein, dass wir stoppen sollten. Mit viel Kraft rollen wir in eine Straße außerhalb des Ortes, stellen den Motor ab und realisieren, dass wir eine Autopanne haben. Die Kupplung ist im Eimer.

Da die Schweiz nicht zur EU gehört werden wir beim telefonieren mit dem ADAC ärmer und ärmer. Da hätten wir nun locker die Mautstraße für nehmen können. Es nützt nichts. Nach 2 Stunden werden wir abgeschleppt. Unser Retter, übrigens mal wieder ein sehr netter Schweizer, macht uns wenig Hoffnung auf einen Leihwagen. Wir verzweifeln, denn unsere ganzen Sachen sind im Bus und wir sind irgendwo im Nirgendwo. So fühlt es sich zumindest an.

Von 14:00 Uhr bis 19:00 Uhr versucht der ADAC uns einen Leihwagen zu besorgen. Fehlanzeige. Wir beziehen nach weiteren zwei Stunden das Hotel. Unsere Sachen in den Beuteln sind so gepackt, dass sie wir für eine Heimreise ohne Ernie ausgerüstet sind. Freude macht uns das keine.

Um 06:00 Uhr am nächsten Morgen stehen wir auf. Um 07:00 Uhr geht unser Bus nach Chur. Hier können wir dann einen Zug nach Zürich nehmen. Vorbei am Walensee und dem Züri-See. Das ich nochmal nach Zürich komme, hätte ich nicht gedacht. Alles in mir schreit danach auszusteigen. Weiter Urlaub zu machen. In der Schweiz zu bleiben.

Wir müssen auf unserer Fahrt nach Hause drei Mal umsteigen und kommen nach 12 Stunden in unserem Heimatort an. Die Bahnfahrt in der 1. Klasse ist kein Trost. Die Züge sind überfüllt, die Maskenpflicht wird nicht eingehalten, die Leute sind laut und anstrengend. Es ist seltsam so abrupt wieder im Alltag zu sein. Ohne unseren Bus – der noch weitere 14 Tage Urlaub in der Schweiz macht.

13 replies to “Die Schweiz

  1. Oh je! Ja, Autopannen kommen leider vor. Ich habe Chur als sehr nette Schweizer Kleinstadt in Erinnerung. Wird man allerdings zum Bus- und Bahnfahren gezwungen, dann fehlt einem bestimmt der Blick für die Schönheiten von Stadt und Gegend. Hoffentlich habt Ihr Euer Auto wohlbehalten zurück…

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    1. Ich habe zumindest versucht möglichst viel aus dem Bus und Zugfenster heraus zu sehen. Aber in Chur war ich tatsächlich noch so angespannt, ob das alles klappen wird, dass ich von der Stadt gar nicht viel mitbekommen habe. 😦

      Unser Bus ist seit heute wieder repariert bei uns. Es hat also ganz schön gedauert.

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      1. Von Chur haben wir recht wenig gesehen. Fernsehkollege und ich sind da umgestiegen nach Arosa. Und diese Linie der Rhätischen Bahn hält quasi draußen vor dem Bahnhof, weil sie erstmal wie eine Straßenbahn durch die Stadt fährt. Durften dann vorn beim Zugführer mitfahren.
        Und ich meine, mit dem Glacier sind wir dort auch durchgekommen. Und auch dann, wenn es über Zürich, Basel, Freiburg wieder zurück ging.

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  2. Eine Autopanne im Urlaub ist immer schlecht , vor allem wenn sich diese nicht auf die „schnelle“ beheben lässt. Hatte bisher immer das Glück dass mir sowas nie passiert ist.
    Sehr ärgerlich keine Frage aber besser als ein Verkehrsunfall im Ausland !
    Dann drücke ich die Daumen , dass die Reparaturkosten sich in Grenzen halten, da die Schweiz ja generell sehr teuer ist.

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    1. Das war vor allem mit dem VW-Bus schon ziemlich ärgerlich. Wir hatten da so viel Gepäck drin und konnten nur ca. 1/4 mit nach Hause nehmen.
      Auf jeden Fall besser als ein Vekehrsunfall. Da bin ich auch wirklich, wirklich froh, dass es dann doch „nur“ die Panne war.
      Wir konnten den Bus zum Glück über den ADAC wieder nach Deutschland rückführen und haben ihn dann hier reparieren lassen 🙂 In der Schweiz wäre das sicher ziemlich viel mehr gewesen.

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  3. Das kann ich nachempfinden. Ich habe einmal einen Transportanhänger ausgeliehen, um meine Tochter vom Südportal des St. Gotthard abzuholen. Dort war sie mit Motorschaden gestrandet. Ich drück euch die Daumen, dass es nicht zu teuer wird! Horst

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