Ebner Joch [Österreich]

Fragt man mich nach der wohl schönsten Wanderung in Österreich, verstumme ich erst einmal. Woran soll ich fest machen, dass genau diese eine Wanderung die schönste war? Gehe ich nach den Fotos, dann lässt es sich noch schwerer differenzieren. Geht man nach dem Aufstieg oder Abstieg? Die Ausblicke? Das Wetter? Bei dieser heutigen Wanderung auf’s Ebner Joch war das Wetter nicht so richtig auf unserer Seite und trotzdem würde ich sie als eine der schönsten Wanderung bezeichnen.

Das Wetter grau. Keine Aussicht. Der Weg allerdings dennoch sehr schön. Wir steckten mitten in den Wolken als wir den schmalen Pfad durch den Wald nahmen. Bei klarer Sicht hätten wir bestimmt tolle Ausblicke gehabt. Stattdessen gab es Wegmarkierungen. Es war tatsächlich ganz nett zu wissen, wie viel des Weges man wohl schon hinter sich gebracht hatte. Während wir so durch den Wald hinauf zur Alm stapften, war mir nämlich jedes Zeitgefühl abhanden gekommen.

Überhaupt war nicht nur die Zeit stehen geblieben. Man traf keine andere Menschenseele und hörte nicht einmal die Vögel singen. Das kam uns dann doch etwas seltsam vor. Sobald wir aber auf der Zielgeraden Richtung Hütte unterwegs waren, brach die Sonne durch die Wolkendecke. Es gab nur eine kurze Verschnaufpause an der „Aussichtsbank“, denn für später war mal wieder Regen angesagt und wir hatten noch die Erklimmung des Gipfels vor uns.

Bei der Aussicht sah man übrigens gar nichts. Trotzdem war es ein herrlich schöner Platz. Wir saßen kurz hier, holten Luft, schauten den Greifvögeln zu und den Wolken, wie sie uns die Sicht versperrten. Dann wurden noch einmal die Kräfte gesammelt, denn nun kamen die eigentlichen Höhenmeter. Schon nach ein paar Metern war die Sonne unser stetiger Begleiter.

Der Weg auf den Gipfel führte in Serpentinen nach oben. Enge, steile Kurven. Ich fragte mich wieder einmal, warum. Warum dieses immer auf den Gipfel wollen. Warum immer so viel Anstrengung. Warum immer so steil. Warum nicht langweilig mit der Seilbahn fahren? Aber dann war ich oben. Zehn Sekunden hatten wir eine überragende Aussicht auf den See und die umliegenden Gipfel. Dann hieß es wieder warten. Es taten sich immer wieder neue Löcher in den Wolken auf. Sie rahmten die Landschaft perfekt ein. Klare Sicht wäre viel zu langweilig. Wolkenzug ist das neue Fotomotiv!

Auf dem Gipfel hat man nicht nur eine gute Aussicht auf das weite Land, die Berge und Orte, sondern auch auf die Gewitterwolken. Die türmten sich so langsam und gemütlich im nächsten Tal zusammen. Lange verweilen wollten wir dann nicht mehr. Auf zum Abstieg oder besser hinab zum Abstieg. An der Alm, an der wir am Morgen so vorbeigezischt waren, kehrten wir aber doch noch ein: Frischer Yogurt mit Beeren und eine Holunderblütenschorle. Da kann keiner nein sagen. Außerdem beteuerte der Wirt, das der Regen und das Gewitter vorbeiziehen werden. Er sollte recht behalten.

Auf dem Abstieg planten wir unseren weiteren Abend. Jetzt, wo das Wetter doch noch so herrlich wurde, wollten L und ich ganz unbedingt noch einmal in den Achensee springen. (Der See ist so flach, dass man nicht hineinspringen kann.) Aber bevor wir beim Auto ankamen genoßen wir noch den Weg und staunten mal wieder darüber, wie viele Höhenmeter wir gemacht hatten. Und vor allem über diese nette, anstrengende Wanderung bei anfangs nur mäßigem Wetter.

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