Kraftklub

Hannover. Es ist kurz vor 21 Uhr. Wir sitzen auf den Rängen in der Swiss Life Hall und warten. Es ist für mich besonders komisch heute hier zu sein. Nicht nur, weil ich Kraftklub schon immer mal live sehen wollte und bisher nie die Gelegenheit dazu hatte. Sondern auch, weil mein Lieblingsmann neben mir sitzt und wir versuchen uns nichts anmerken zu lassen, was der andere gerade denkt oder fühlt. Es ist ein Pokerfaceabend.

Zuvor spielte eine Band, dessen Namen ich schon wieder verdrängt habe. Wenn ich es beschreiben müsste wäre es wohl ähnlich wie: Junge Frauen, die auf der Bühne ganz schrecklich versuchen zu „singen“, was sich aber leider sehr wie Geschrei anhört. Ich weiß, ich bin da nicht der beste Ansprechpartner für eine objektive Meinung-schließlich kann ich Frauenstimmen an sich nicht leiden. Bei dieser Gruppe weiß man allerdings nicht mal, ob sie gerade in Deutsch, Englisch oder in irgendeiner Phantasiesprache singen.

Wichtig ist gut auseinanderzugeh’n
Du hast einfach immer recht
Und wichtig ist auch beide Seiten zu seh’n
War ja auch nicht alles schlecht
Da muss keiner leiden, nur weil wir uns streiten
Das lässt sich ja vermeiden
Keiner der Freunde muss sich entscheiden
Zwischen uns beiden, wir sind nicht mehr dreizehn

Kraftklub: Dein Lied

Also zum schöneren Teil des Abends. Nach angemessen viel Bier (das mein Körper uncool fand, weil er den Federweißer vom Mädelsabend vorher noch nicht so ganz weggesteckt hatte), wurde die Stimmung sogar zwischen M und mir etwas lockerer. Etwas. Ungefähr so von der Stufe „wir gucken uns lieber gar nicht erst an“, zu „werfen wir mal einen Seitenblick“. Zum Glück erlöste uns Kraftklub aus der Situation. Und ich muss mir wieder einmal die Frage stellen: Warum habe ich mir die nicht früher mal live angeschaut?

Die sympatischen Menschen aus Karl-Marx-Stadt zerlegen tatsächlich alles. Sie drehen richtig auf, animieren, machen ein paar kleine Witze, beziehen das Publikum immer stets mit ein. Spielen Songs an, mischen sie mit anderen, damit auch jedes Lied mal kurz dran kam. Weil sie nicht alle Lieder von allen drei Alben spielen können, wird halt schnell das Glücksrad aufgestellt: Cover Song. Und die ganze Halle brüllt mit.

Besonders romantisch wird es selbstredend bei Alles Wegen Dir, was sie als Dankeschön an uns spielen. Sowohl bei Fan von dir und Blau werfe ich dann doch noch einen Seitenblick zum jungen Mann neben mir. Am Ende bringt mich dann leider ganz schön aus dem Konzept. Aber ich fokussiere mich dann doch lieber wieder auf Felix da vorne auf der Bühne. Melancholie und Mein Leben fügt sich irgendwie ganz gut zusammen.

Kurz vor Ende wird noch einmal die Bühne gewechselt. Randale pur. Kurz noch eine Wettkampfsession Crowdsurfing, bei der Till ziemlich eindeutig gewinnt. Und schon sind auf die letzten beiden Songs zu Ende. Und somit unser Abend. Wer jetzt denkt, wir hätten die ganze Zeit gesessen: Nein, falsch. Schon direkt am Anfang sind wir aufgestanden und manchmal hat es uns sogar zum mittanzen und randalieren gebracht. Danke, ihr Sachsen.

11 replies to “Kraftklub

  1. Ich war, lass mich lügen, vor zwei Jahren bei Kraftklub in Rostock und es war einfach nur geil ❤️ bin etwas traurig, dass sie seitdem nicht mehr hier waren, sonst wäre ich definitiv auch noch mal hingegangen.

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  2. Also, „Schrei nach Liebe“ ist aber von den Ärzten… 😉

    Kraftklub mag ich, vor allem wegen der Texte. Die sind so herrlich ironisch/sarkastisch und einfach so oft so wahr. „Ich will nicht nach Berlin“ ist das erste Lied, was ich von KK gehört habe und das hat mich nachhaltig beeindruckt. Ich feier das heute noch total, nicht weil mir der Musikstil so gefällt (der ist nicht sooo meins), sondern weil der Text mir einfach völlig aus der Seele spricht.

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  3. Ich mache gerade „Dein Mixtape“ auf Spotify an und das erste Lied was läuft ist von Kraftklub. Bin etwas neidisch gerade ^^

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