Das Krokodil raucht zu viel [AMK]

Ein Festival auf das ich wahrscheinlich nie gegangen wäre, wenn Wanda und Annenmaykantereit nicht dort gespielt hätten. Vor Monaten schon hatten wir die Tickets gekauft und die Vorfreude stieg immer weiter. Das letzte Mal war ich vor 3 Jahren auf einem Festival, hatte fast schon Angst, dass ich mittlerweile zu alt für den Mist bin. Bin ich nicht. Auch wenn ich wirklich gesiezt wurde, als mich jemand nach dem Weg fragte. Bitter. Aber seitdem ich mich auf dem Campus schon immer alt fühle, war das hier auch zu erwarten.

Das Juicy Beats ist relativ klein und dadurch, dass es im Westfalenpark stattfindet, verläuft sich die Menschenmenge eigentlich ganz gut. Am Anfang waren wir alle so planlos, dass wir nur durch die Gegend liefen und uns vorkamen wie die kleinen Männchen im Roller Coaster Tycoon Spiel-die irren nämlich auch immer so planlos durch die Gegend. Erst mal mussten wir die ganzen Stages und Floors abchecken und beschlossen dann eine kleine Pause am See zu machen.  Das ist das Gute an einem Park: Man kann sich überall hinsetzen und ein bisschen Auszeit nehmen.

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Für die Jugend mit Hashtag.

Es füllte sich dann aber doch recht schnell. Die Menschen wurden mehr und mehr und plötzlich war der Park auch gar nicht mehr so groß. Wir fanden uns dann aber doch noch einigermaßen pünktlich an der Hauptbühne ein, um die erste der beiden Bands zu sehen. Annenmaykantereit. In der prallen Hitze wurde gewartet und gewartet, bis es endlich los ging.

Ich hasse es bei solchen Veranstaltungen klein zu sein. Noch mehr hasse ich die ignoranten Menschen, die ganz genau sehen, dass man kleiner ist und die sich dann aber trotzdem genau vor einen stellen müssen. Äh? Danke.

Pünktlich trat die Band auf die Bühne. Die außergewöhnlich kratzige, tiefe Stimme des Sängers ist auch in live haargenau so wie man sie von den Liedern ihres Albums kennt. Überhaupt ist der ganze Haufen ziemlich cool. Eine Band, bei der nicht getanzt wird, höchstens ein bisschen mitgeschwungen, die aber dennoch das Herz berührt. Die Lieder gehen tief. Bleiben irgendwo im Ohr und im Herz. Die Stimme macht mir auch jetzt noch eine Gänsehaut. Es kribbelt eigentlich überhaupt überall, weil die Texte so sehr die Wahrheit sprechen.

Ich hab mit dir gemeinsam einsam rumgesessen und geschwiegen
ich erinner mich am Besten ans gemeinsam einsam liegen
jeden Morgen
danach bei dir
du nackt im Bett und ich Barfuß am Klavier

-AMK//Barfuß am Klavier

Die Sonne strahlte vom Himmel, tausende Leute sahen dieser Band zu und freuten sich gemeinsam über die Musik. So müssen Festivals sein. Auch Henning sah das so, wendete sich ans Publikum und sprach das an, was viel öfter gesagt werden sollte: Steckt die Handys weg und guckt mich an. OHNE auf den Bildschirm zu starren und das ganze Konzert zu verpassen, denn nur was genau JETZT ist, ist auch wirklich wichtig. Zwei ganze Songs lang hielten die Leute es durch. Dann begannen die Töne von Barfuß am Klavier und schon schwebten wieder die Handys in der Luft.

Und eigentlich sind wir viel zu lang zusammen, um jetzt damit aufzuhören.
Aber das ist ein verdammt beschissner Grund.
Und mir ist nicht egal, wie gut du mich kennst.
Und mir ist nicht egal, wie du mich nennst.
Und mir ist nicht egal, wo du gerade pennst.

-AMK//Pocahontas

Ach jaaaaa… Es war eine wunderbar, fantastische Stunde und sie ging viel zu schnell rum. Ohne Scherz. Ich war ein bisschen verliebt, wie ich es immer nach guten Auftritten guter Bands bin. Es hielt an. Vor allem die Ohrwürmer die sich im Kopf wanden und alle Lieder mischten. Bis dann Wanda kam.

4 replies to “Das Krokodil raucht zu viel [AMK]

  1. Dieser Text hat mich auf besondere Weise beeindruckt, liebe Ines. –

    Ich war noch nie auf einem Festival. In meiner Jugend, dort wo ich lebte, gab es so etwas nicht. Später und bis heute war und ist mir das alles zu groß, es sind mir zu viele Menschen dort – ich habe es schwer, so große Ansammlungern zu verkraften. Deshalb meide ich sie.

    Wie Du Dein Festivalerlebnis hier beschrieben hast, ist freilich sehr berührend, weil Du von Deinem Empfinden erzählst, so, dass seine Tiefe miterlebbar wird. Unds es ist ungeachtet der vielen Menschen, wohl ein leises, aber um so emotionaleres Empfinden gewesen – und deshalb klingt es so in Dir nach. – Es muss für Dich sehr schön gewesen sein dort …

    Nur ganz liebe Grüße an Dich!

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  2. Sehr berührender Text! Und von wegen zu alt. ich bin jetzt 38 und gehe immer noch jedes jahr zum „Juicy Beats“. LG.

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