Leipzig

Nach gefühlten 100x Terminänderungen und etlichen Malen absagen, habe ich es endlich geschafft. In die hippste Stadt des Ostens. Sag ich jetzt einfach mal so. Vor Jahren war ich schon einmal kurz in Leipzig gewesen. Jetzt, wo ich so verwirrt und orientierungslos an der Haltestelle stand, konnte ich mich an diese Stadt so überhaupt nicht mehr erinnern. Nur das dunkle Innenleben des Bahnhofes hatte sich wie eine Schwarz-Weiß-Fotografie in mein Gedächtnis gebrannt.

Ja, ich war tatsächlich mit dem Fernbus angereist. Pünktlich und ohne Komplikationen. Einfach so. Stundenlang im Sonnenschein über die Autobahn, mit sächselndem Busfahrer. Herrlich. Mein erster Eindruck von Leipzig war ungefähr folgender: „Wo kommen die ganzen Menschen her und wieso sprechen sie alle so kömisch?“ An der Haltestelle stand ich demnach mit breiten Grinsen-bestimmt sah ich sehr fröhlich aus.

Am Samstag schauten wir uns nur noch kurz in der Stadt um. Die Orientierung verlor ich nach zehn Minuten schon. Die Häuser waren einfach zu hoch, es gab zu viel zu sehen und eigentlich wäre ich gerne ein bisschen durch die Läden gebummelt. Nicht weiter tragisch, der Abend wurde dann gemütlich mit Sandwichs, einem guten Film und einer Flasche Bier ausgeklungen. Eigentlich wollten wir noch feiern gehen, aber da ich körperlich so ziemlich am Ende war, kam ich einfach nicht mehr weg und musste die beiden alleine losziehen lassen.

Sonntag hingegen war dann ein ganz entspannter Tag. Die Sonne lachte uns an und nach dem Frühstück tauchten wir direkt im kostenlosen DDR-Museum unter. Immer noch nicht ganz wieder auf der Höhe, ließ meine Aufnahmefähigkeit schon nach gefühlten zehn Minuten nach. Ich sah also nur viele Bilder, hörte gruselige Stimmen, schlenderte umher und tat so, als würde ich das alles äußerst spannend finden. (War’s bestimmt auch – aber sobald ich irgendwas las, wurde mein Kopf zur Wattekugel.)
Immerhin schoss ich hier das einzige Foto meiner kurzen Reise.

Mit dem Kakao im Barfusz wurde ich dann schon wieder lebendiger. Hier wusste ich nun auch, warum diese kleinen Nebengassen mit all den bunten Cafes und Bars so angesagt waren. Ich liebe dieses Flair des bunten, gedrungenden, ausgefallenem ja sehr. Da fühle ich mich wie eine schnurrende Katze auf der warmen Fensterbank, mitten im Sonnenschein.

Nach dem Café-Besuch fuhren wir dem Fahrrad zum Regina Palast. Ein uriges, altes, winziges Kino. Verschachtelt bis ins hinterste Eck, verwinkelt wie die ganze Stadt. Die roten Sessel rochen nach Popcorn und der kleine Saal reichte gerade mal für 20 Leute. Einfach nur knuddelig. So schauten wir bis in die Abendstunden die Verfilmung von The Doors. Eigentlich nie richtig mit beschäftigt und danach trotzdem sehr bewegt. Aber ich tauche ja gern in Lebensgeschichten anderer Leute ein.

„Die wirkliche Art von Freiheit ist zu sein, wer du wirklich bist. Du tauschst deine Realität für eine Rolle ein. Du gibst deine Fähigkeit zu fühlen auf und setzt dir stattdessen eine Maske auf.“
-Jim Morrison

Zum Ausklang gab es dann noch indisches Essen im Mumbai Palace. Schon der Weg durch den Hinterhof ließ Gemütlichkeit aufkommen. Die Räucherstäbchen beduselten uns dann vollkommen. Das Essen war super lecker. Und das Restaurant ist sehr bekannt. Als ich nämlich meinen Freunden daheim davon erzählte, wussten sie sofort, welches gemeint war.

Leipzig ist also einen Kurztrip wert. Nein, eigentlich sogar einen langen Trip. Zwei Tage sind einfach zu wenig. Da hat man sich gerade mal an den Dialekt gewöhnt, da findet man gerade mal mit dem Fahrrad vom Brühl bis zur Wohnung. Im Winter kann man die Seen nicht sehen, im Winter bleibt einem so viel Charme verborgen. Für mich gibt’s hier noch viel zu entdecken. Kultur, Natur, Menschen, eine gute Mischung an diesem Ort.

9 replies to “Leipzig

  1. Ich war das Wochenende auch mit dem Fernbus unterwegs. 😉 Einfach spitze für den Preis.
    Obwohl ich früher in der Nähe von Leipzig gewohnt hatte, war ich viel zu selten dort. Für mich ist Leipzig eine der schönsten Städte überhaupt. Dresden kann ich aber auch noch empfehlen.
    Das Barfußgässchen ist ein Muss in Leipzig. Selbst im Winter kann man draußen sitzen, weil es so gesellig und gemütlich warm dort ist. Im Barfusz habe ich schon leckere Cocktails getrunken.
    Schön, dass es dir gefallen hat. 😀

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    1. Ist ja sehr cool! Einmal wurde ich von denen schon enttäuscht, aber dieses Mal wars wirklich sehr gut! Besser und günstiger geht es eigentlich gar nicht. (:
      Eine sehr, sehr schöne Stadt, da kann ich nur beipflichten. Und in Dresden war ich auch schon, dort hats mir auch gut gefallen!

      Hach, dann kannst du das ja nachempfinden und weißt genau, wovon ich erzähle (:

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  2. Ja, Leipzig ist wirklich schön.
    Den Zoo in Leipzig kann ich sehr empfehlen. Da sollte man viel Zeit einplanen.
    By the way ich mag die Rubrik „Lieblingsmomente“ bei dir. Das ist wirklich eine tolle Idee.

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  3. Ich hatte ja auch schon ganz begeistert von Leipzig bereichtet, denn ich kenne es zu DDR-Zeiten und jetzt, und bin von der Ver-Wandlung begeistert 😀
    Leipzig ist richtig schön,und die Leute (trotz ihres Dialektes ;)) sehr, sehr nett.
    Einige „Dreckecken“ gibt es noch, aber das schaffen die Leipziger auch noch 😉
    Der Zoo ist wirklich für Deinen nächsten Besuch zu empfehlen.

    Wir fahren auch mit dem Fernbus hin, weil es echt billig ist (nur 10% vom Bahnpreis), und außerdem schnell und pünktlich.

    Ei-verbipsch!
    LG Bärlinerin

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    1. Ich kanns auch nur immer wieder sagen: Eine wunderschöne, sehr hippe Stadt. (:
      Und die Leute sind absolut nett, das stimmt! Ist mir auch aufgefallen.

      Zoo ist auf der To-Do-Liste. 😉
      Schön, wie gut die Erfahrungen mit dem Fernbus sind. Wirklich oft eine gute Alternative.

      Liebste Grüße an dich!

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  4. ich liebe ja dialekte, ein hochinteressantes thema! ich finde verständlicherweise sächsisch überhaupt nicht komisch, da ich es zwar nicht spreche, aber viele verwandte dort habe und in sachsen ja auch studierte. und ich finde, es gibt genug andere höchst ulkige dialekte, aber irgendwie finden diese nie solch eine erwähnung wie sächsisch. ich frage mich, woran das liegt.

    ein schöner bericht ist das, ich selber war noch nie so richtig mit offenen augen und bisschen zeit in leipzig. ich war mit meinem dresden immer sehr zufrieden und hatte scheinbar kein interesse an dieser anderen und sicher auch wunderbaren stadt. inzwischen hat sich das geändert und gerade nach dem lesen deines beitrages fällt mir ein, dass bei all den überlegungen bezüglich ausflugsmöglichkeiten nie leipzig in meinen sinn kam. blödsinnig, weil garantiert total sehenswert.

    deine lieblingsmomente mag auch ich übrigens immer sehr. 🙂

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    1. Oh absolut. Dialekte und Akzente. Wunderbar.
      Ich kann mir gut vorstellen, dass sächsisch in deinen Ihren gar nicht so lustig klingt. Aber es gibt ja noch viiiele andere, die mindestens genau so amüsant klingen, nur eben auf eine andere Art.

      In Dresden habe ich mich auch schon umgeschaut. Eine tolle Stadt, mit vielen sehenswerten Ecken. (:
      Leipzig kann ich nur empfehlen, jetzt wo ich es endlich auch einmal dahin geschafft habe. Wäre meine Freundin nicht dorthin gezogen, hätte ich das als Wochenendtrip wohl auch nie auf dem Schirm gehabt.

      Danke! (:

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      1. mein problem ist, dass ich eigentlich immer auch nach dresden muss, wenn ich in meiner brandenburgischen heimat bin. ich liebe die stadt so, es fällt mir schwer, stattdessen mal leipzig zu nehmen. aber man muss sich irgendwann mal überwinden. 🙂

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